Die Menschenwürde
Die Menschenwürde ist unantastbar und gilt in der Philosophie als unser höchster Wert. Daher steht es so auch im ersten Artikel unseres Grundgesetzes. Aber man spricht nicht mehr über sie, es scheint nicht angebracht, nicht opportun.
Der Soziologe Hans Joas schreibt[ref]Zeit- Spezial: „Was ist das gute Leben?“, Juni 2013[/ref]: „Würde kommt allen Menschen zu. Sie wird nicht durch Leistung erworben und kann nicht verwirkt werden.“ Kant spricht von der „Heiligkeit“ der Würde und fordert bei aller Relativierbarkeit deren unangreifbare – unantastbare – Geltung.
Die Menschenwürde soll selbstverständlich unserem System immanent sein, weshalb ein Nachdenken darüber in unserem Staat nicht notwendig zu sein scheint. Ansonsten müsste man grundsätzlich werden und die Märkte und die Politik danach beurteilen. Leiharbeiter oder Leibeigener, die Wörter liegen genauso nah beieinander wie die Entwürdigung der Personen. Die Maßstäbe für die Menschenwürde sind heute anders als vor 100 Jahren, weshalb ein Nachdenken darüber zu jeder Zeit und immer notwendig ist.
Die Menschenwürde muss allen Menschen gleichermaßen zu Teil werden und dies über Grenzen hinweg. Wenn wir wissen, dass in Bangladesch Menschen wegen unwürdiger Arbeitsbedingungen umkommen, nur, weil sie Kleidung für uns herstellen. Dann hat das auch unseren Staat zu interessieren. Firmen, die das unterstützen und dort produzieren, müssen bestraft werden. Kleidung von dort gehört verboten.