Die Freiheit

Von Herr Maier

Den wahren freien Menschen wird es nicht geben, denn solange man in einer Gesellschaft lebt, solange man mit Vernunft handelt oder solange man Bedürfnisse hat, muss man sich Zwängen unterordnen, die einem entgegenstehen. Es genügt, wenn der Mensch als Individuum vom Grundsatz her frei ist zu Handeln und Fehler zu machen. Hierzu zählen vor allem die Grundrechte, der Rede-, Versammlungs-, Religions-, Reise- und Meinungsfreiheit, sowie das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Es kommt auf das Gefühl der persönlichen Freiheit und das Maß an Selbstbestimmung an.

Freiheit ist einer der wichtigsten Glücksfaktoren. Fehlt dieser ist ein glückliches Leben nicht möglich. Viele Freiheiten sind daher per Grundgesetz definiert worden.

Freiheit ist wichtiger als Sicherheit. Auch, wenn Menschen aufgrund fehlender Sicherheit zu Schaden kommen sollten, so ist das Gefühl der freien Selbstbestimmung einhergehend mit einer fehlenden Kontrolle oder Überwachung für Millionen von Menschen wichtiger. Schleichend werden die Grundrechte bzw. Freiheitsrechte immer mehr aus Gründen der Sicherheit eingeschränkt. Angst ist jedoch ein schlechter Garant für die Freiheit und wer mit Sicherheit wirbt macht Angst vor dem, was kommen mag.

Furcht besiegt mehr Menschen als irgendetwas anderes auf der Welt.   
Ralph Waldo Emerson, *25-Mai-1803, † 27-Apr-1882

Aussagen von Politikern, die von Veränderungen wegen der inneren Sicherheit des Landes sprechen, müssen mit Vorsicht aufgefasst werden, da die Veränderungen meist auch Einschränkungen der persönlichen Freiheit mit sich bringen. Freiheit als universeller Wert muss immer wichtiger sein als Sicherheit.

Man fühlt sich nicht frei, wenn man sein Leben nicht vollständig in der Hand hat und fremd bestimmt wird. Wie frei eine Gesellschaft wirklich ist, zeigt sich am unteren Ende der Gesellschaftsschichten. Daher sprechen Sie mit „Kunden“ der Jobagentur oder „Harzern“ darüber, wie frei sie in ihren Entscheidungen sind. Was Freiheit für sie bedeutet.

Und sprechen sie quer durch die Gesellschaftsschichten auch über Ängste, denn Angst macht unfrei. Angst belegt uns mit Zwängen. Über Ängste in der Gesellschaft liest und hört man viel. Altersarmut, sozialer Absturz, Jobverlust, Terrorismus um nur einige Ängste zu nennen, die uns von Politik und Medien stetig vor Augen geführt werden.

In einer liberalen Gesellschaft leben wir mit einem historisch hohen Maß an Freiheit. Diese Freiheit wird im Sinne des Marktes jedoch mehr und mehr eingeschränkt. Beispiel Privatsphäre: Spätestens seitdem feststeht, dass auch Frau Merkel von der NSA abgehört wurde, wissen wir, wir alle werden auf Schritt und Tritt verfolgt. Kameras werden installiert, Gesetze umgeschrieben, Befugnisse erweitert, biometrische Daten erfasst und unschuldige Bürger abgehört – von Institutionen einer Politik, die sich auf den Wert der Freiheit berufen möchte. Kontrolle macht Angst und steht daher im Konflikt mit der persönlichen Freiheit – es geht nicht beides. Daher halten wir es doch besser mit dem Wert der Freiheit und vergessen die Kontrolle.

Wer seine Bürger in Freiheit leben lassen möchte, der muss loslassen und seine Bürger wie Kinder unbeobachtet Fehler machen lassen und falsche Entscheidungen treffen lassen. Auch wenn sich der Bürger dabei „die Finger verbrennt“. Nur dann lernt, spürt und lebt der Mensch in Freiheit und nimmt sie auch wahr. Nur dann dürfen wir von einem mündigen Bürger sprechen.

Wer es ernst meint mit der Freiheit, der darf die freiheitlichen Bürgerrechte nicht durch Kontrollapparate einschränken, sondern muss sie erweitern und den Rahmen für ein unbeschwertes Leben schaffen. Dies indem man dem Bürger nachhaltig möglichst viele Ängste abnimmt. Das ist die Aufgabe des Staates.