Vorbilder (Elite)

Von Herr Maier

Eine Gesellschaft benötigt Menschen, die universelle Tugendenden und Werte vorleben und als positives Vorbild zeigen, wie man sich korrekt in der Gesellschaft bewegt und diese im Sinne des Gemeinwohls führt. Die guten Sitten, Moral und Ethik müssen von oben, von den Führern, von der Elite einer Gesellschaft in diese eingeführt werden, da nur diese Vorbilder die nötige Breitenwirkung und Akzeptanz haben um wirksam Änderungen zu beschließen. Die Tätigkeit einer gesellschaftlichen Elite ist auf das Gemeinwohl bedacht. Ein finanzstarker Geschäftsmann kann nicht zur gesellschaftlichen Elite gehören, da er primär seine eigenen Ziele verfolgen wird.

Der Begriff Elite ist jedoch nicht nur geschichtlich problematisch, er spaltet die Gesellschaft auch in Überlegene und Unterlege. Dennoch findet der Begriff Elite wieder vermehrt Verwendung und dies Beachtenswerterweise bei denen, die derzeit schon in machtvollen Positionen sitzen. Statt von Elite sollte man doch besser wieder von dem alten Leitbild der Vorbilder sprechen. Im Begriff des Vorbilds steckt zum großen Teil auch Verantwortung für Andere und genau das hat die selbsternannten Elite nicht glaubhaft zeigen können. Da von Oben wieder über Elite gesprochen wird, muss sich das Volk damit beschäftigen, was die, die Elite sagen, damit auch meinen, denn es geht sicher nicht um das Gemeinwohl, es geht um Macht.

Die Reichen bezeichnen sich und ihre Institutionen heute wieder offen als elitär. Private Schulen, Universitäten und sogar Kindergärten lassen sich ihren selbsternannten Eliteanspruch mit hohen monatlichen Gebühren bezahlen. Gebühren, die sich nur die obere Gesellschaftsschicht leisten kann. Wir müssen im Sinne der Gerechtigkeit, einem unserer grundsätzlichen Werte, drüber nachdenken, was passiert, wenn wie ein Klassensystem aufbauen, in dem die Reichen unter sich bleiben können und Netzwerke ausbilden, die für normale junge Menschen nicht zu erreichen sind. Wenn Herkunft und Geld Vorraussetzung für die Aufnahme an eine Schule und wenn privat Karriere das Hauptbestreben ist, kann man, wenn man möchte, von einer Finanzelite sprechen. Diese jedoch darf keinen automatischen Anspruch auf Macht und Ansehen haben. Schon gar nicht darf eine Finanzelite in eine Position kommen, in der Sie Belange des Gemeinwohls mitentscheiden oder verändern kann.

Das Problem mit den privaten Universitäten und Schulen ist, dass dort aufgrund der hohen Schulgebühren nur Kinder aus der oberen Gesellschaftsschicht aufeinandertreffen und dort Ihre Netzwerke gleich in dieser Schicht aufbauen. Es gibt Eliteschulen die bieten Schulnetzwerke mit vielen tausend Adressen an. Ein Anruf genügt oft um nach Abschluss oder für ein Praktikum im Ausland eine gewünschte Position zu erhalten. Diese Klassenunterschiede in der Bildung kann man durchaus als kapitalistischen Bildungsdarwinismus bezeichnen.

Ein Bezug zu dem normalen Bürger mit seinen Problemen und deren Sorgen ist in dieser Gesellschaftsschicht von Schulzeit an nicht vorhanden. Wer aber die, die in unserer Gesellschaft verloren haben, nie sieht und schon gar nicht kennt, dem fällt es leicht, drängende Fragen auszuklammern. Pervers wird es dann, wenn die, die keine Kontakte in die unteren Schichten haben, später in die Unternehmensberatungen wie McKinsey gehen und dort über Tausende von Einzelschicksalen entscheiden müssen. Wie soll das gehen? Wie kann diese Finanzelite das Recht einfordern Verantwortung über Leben zu übernehmen, das sie nicht kennt?

Der Begriff der Elite ist problematisch, da mit ihm ein Konzept verbunden ist, der unser Gesellschaftssystem unweigerlich spaltet. Er wird seit einigen Jahren wieder von der Oberschicht genutzt um eigene gesellschaftliche Positionen zu sichern. Lange Zeit nach dem Krieg war der Begriff verpönt und dies zurecht. Er stand für Standesdünkel, Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft während der NS-Zeit. Wenige hatten Vorteile und die alleinige Macht die Masse zu befehligen und zu lenken. Der Elitegedanke der Nazis glaubte an die Überlegenheit einer auserwählten Minderheit wodurch der Grundstein des deutschen Faschismus gelegt wurde und wonach sich die grausamen Auswüchse des Nationalsozialismus ergaben. Die Elite, die sich auch damals selbst ernannte, hatte versagt.

Elite muss demokratisch und für jeden erreichbar sein. Sie kann sich nicht selbst ernennen, sondern muss von der Masse gewählt werden. Die Elite, die wir brauchen arbeitet für das Gemeinwohl, nicht für Unternehmensberatungen, Investmentbanken oder Großunternehmen und nicht für persönliche Ziele. Der Begriff der Elite wird immer dann gebraucht, wenn es darum geht gesellschaftliche Macht zu legitimieren und zu festigen. Dies in der Vergangenheit, so wie auch heute.

Eine Elite hat natürlich Anspruch auf Macht, das Problem ist aber heute, dass sich die Elite selbst zur Elite ernennt. Wer sich selbst als Elite bezeichnet, erhebt sich damit auf arrogante Weise über andere und kann nicht gleichzeitig eine Elite meinen, die für das Wohl des Volkes sorgt. Elite darf sich nicht selbst ernennen, sondern muss von der breiten Massen dazu gewählt werden.

Elite muss unabhängig von finanzieller Herkunft erreichbar sein. Gute Leistung und gesellschaftliches Engagement sollte hierbei Kriterium der Auswahl sein. Fakt ist jedoch, dass derzeit eben genau die Herkunft entscheidet, wer in Machtpositionen kommt. Die Vorstandsvorsitzenden der 100 größten deutschen Unternehmen kommen zu 85% aus dem gehobenen Bürgertum und Großbürgertum. Dieser Schicht gehören aber nur 35% der Deutschen an. 

Die Bundesregierung hat mittlerweile den Elitebegriff ebenfalls aufgenommen und mit ihrer „Exzellenzinitiative“ den Umbau des Hochschulsystems beschlossen. Dies mit dem Ziel Elite-Universitäten zu finden. Das bedeutet einen grundlegenden Wechsel von Gleichheit hin zu Elite. Hier muss man wirklich aufpassen, dass diese Universitäten für jeden gleichermaßen zugänglich bleiben und die Leistung und nicht die Herkunft Kriterium für die Aufnahme bleibt. Der Staat begibt sich hier auf ein gefährliches Terrain. 

Ein Klassensystem in der Bildung führt zu einem Klassensystem in der Gesellschaft. Im Sinne der Gleichheit und Gerechtigkeit (eigentlich Punkte unserer Verfassung) müssen Bezahlschulen und private Universitäten abgeschafft werden und Kinder reicher Familien müssen mit den Kindern sozialschwacher Familien gemeinsam lernen, wie es Jahrzehnte in Deutschland auch normal war. Nur so lernt man Verständnis für die gesellschaftlichen Unterschiede und wird Empathie und Mitgefühl lernen, was für ein gutes Leben in unserer Gesellschaft wichtiger ist als Fortschritt und Geld.