Verschrobene Arbeitsmoral

Von Herr Maier

Es wird in der modernen von Materialismus geprägten Industriegesellschaft nicht mehr danach gefragt, ob die Arbeit den richtigen Stellenwert einnimmt oder nicht. Die Masse der Arbeiter und Angestellten arbeiten um leben zu können und leben nicht um zu leben. Sobald die Arbeit zu einem existenziellen Zwang wird, kann sie den Menschen nicht zufriedenstellen und die Produktivität leidet.  Ein Staat muss daher versuchen Existenzängste, die ohne Arbeit entstehen würden, möglichst zu reduzieren. Hierfür ist es notwendig den ausufernden Materialismus und die Erzeugung von Begierden durch Werbung und Industrie einzudämmen.

Heinrich Böll schrieb hierzu 1963 eine kleines Gleichnis, welches heute nicht passender sein könnte. Hier eine kleine Zusammenfassung aus Wikipedia:

In einem Hafen an der Westküste Europas schläft ein ärmlich gekleideter Fischer und wird durch das Klicken des Fotoapparates eines Touristen geweckt. Anschließend fragt der Tourist den Fischer, warum er denn nicht draußen auf dem Meer sei und fische. Heute sei doch so ein toller Tag, um einen guten Fang zu machen, es gebe draußen viele Fische. Da der Fischer keine Antwort gibt, denkt sich der Tourist, dem Fischer gehe es nicht gut, und fragt ihn nach dessen Befinden, doch der Fischer hat nichts zu beklagen. Der Tourist hakt noch einmal nach und fragt den Fischer abermals, warum er denn nicht hinausfahre. Nun antwortet der Fischer, er sei schon draußen gewesen und habe so gut gefangen, dass es ihm für die nächsten Tage noch reiche. Der Tourist entgegnet, dass der Fischer noch zwei-, drei- oder gar viermal hinausfahren und dann ein kleines Unternehmen aufbauen könnte, danach ein größeres Unternehmen und dieses Wachstum schließlich immer weiter steigern könnte, bis er sogar das Ausland mit seinem Fisch beliefern würde. Danach hätte der Fischer dann genug verdient, um einfach am Hafen sitzen und sich ruhig entspannen zu können. Der Fischer entgegnet gelassen, am Hafen sitzen und sich entspannen könne er doch jetzt schon. Darauf geht der Tourist nachdenklich und ein wenig neidisch fort.