Kommodifizierung

Von Herr Maier

Kommodifizierung bedeutet, dass alles käuflich wird, alles wird zur Handelsware. Manche Dinge werden aber, indem man sie zu Handelswaren macht, in falscher Weise wertgeschätzt. Insbesondere der Mensch selbst. Wenn ich von Stundenlöhnen von 1,32 Euro[ref]http://www.welt.de/wirtschaft/article5991745/Ex-Chef-wegen-1-32-Euro-Stundenlohn-verurteilt.html[/ref] lese oder sehe, wie die Personalabteilungen reihenweise in „Human Ressources“ umbenannt werden, lernt man, wie der Mensch in unserer Gesellschaft gering geschätzt wird bzw. wie er nur als handelbare Ressource betrachtet wird. Wenn aber Menschen gehandelt werden – nichts anderes macht übrigens die moderne Zeitarbeit – bleibt zwangsläufig der Respekt und die Menschenwürde auf der Strecke. Denn es gibt Menschen die Menschen handeln und Menschen, die gehandelt werden. Eine Zweiklassengesellschaft entsteht, die unwürdiger nicht sein könnte.

In einer Gesellschaft, in der alles käuflich ist, haben es Menschen mit bescheidenen Mitteln schwerer. Je mehr für Geld zu haben ist, desto schwerer fällt der Reichtum (oder sein Fehlen) ins Gewicht. Bestünde der einzige Vorteil darin, Jachten, Sportwagen und teure Feriendomizile erstehen zu können, würden Ungleichheiten bei Einkommen und Vermögen nicht sehr viel bedeuten. Doch weil man mit Geld mittlerweile immer mehr kaufen kann – etwa politischen Einfluss, gute medizinische Versorgung, eine Wohnung in einer guten Wohngegend statt in einem Viertel mit hoher Kriminalität, Zugang zu Eliteschulen -, wird die Verteilung von Einkommen und Reichtum zu einem immer bedeutsameren Faktor. Wo alles von Wert ge- und verkauft wird, macht allein der Besitz von Geld den Unterschied aus. […] Nicht nur die Kluft zwischen Reichen und Armen ist größer geworden, die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche hat auch den Stachel der Ungleichheit zugespitzt, indem sie dem Geld eine bedeutendere Rolle zugewiesen hat. [ref]Sandel, Was man für Geld nicht kaufen kann, S.15[/ref]

Wenn aber Dinge, die von universeller Bedeutung für das Volk sind, zur Handelsware gemacht werden, wie etwa Schulbildung oder Gesundheit, bleibt notwendigerweise die Gleichberechtigung auf der Strecke, da das Geld ungleichmäßig verteilt ist. Diese Bereiche dürfen nicht privatisiert und müssen für alle Bürger kostenlos sein, da sonst Ungerechtigkeiten entstehen. Auch Bereiche, wie das Postwesen, Energieversorgung und Versicherungen sind aufgrund der Ungleichverteilung der Mittel keine geeigneten Handelswaren. Auch hier entstehen Ungerechtigkeiten.

Katalysator für die wachsende Kommodifizierung ist die kurzsichtige Privatisierung von Staats- bzw. Volkseigentum. Sei es die Post, Stadtwerke oder Schwimmbäder und Museen, sobald die Unternehmen nicht mehr vom Staat geführt werden, steigen die Preise. Die Unternehmen haben nicht das Wohl des Volkes, sondern das Wohl der Anteilseigner im Blick, weshalb Staats-Privatisierungen prinzipiell dem Wohl des Volkes widersprechen. Der Eid der Politiker, zum Wohle des Volkes zu handeln, wird bei jeder Privatisierung gebrochen. Privatisierungen von Staatseigentum ist nicht vom Volk legitimiert.