Eine neue Gesellschaftsordnung
Dem Volk wird immer bewusster, dass die etablierten Parteien keine wirklichen Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit bieten. Die Interessen des „kleinen Mannes“ werden im Parlament nicht vertreten. Visionen und Langzeitstrategien sucht man vergeblich im politischen Alltag. Nur so kann man doch erklären, dass im Großteil des Volkes von „Gesichtslosigkeit“ und „ist eh alles das Gleiche“ gesprochen wird, wenn es darum geht, zur Wahl zu gehen. Die Bürger wissen nicht was sie wählen sollen, weil keine Partei wirkliche Reformen, die etwas verändern würden, angehen kann oder mag. Nie war die Ergebnisunsicherheit vor einer Bundestagswahl so hoch wie heute, nie haben die großen „Volkspartien“ so wenig stimmen erhalten, wie heute. Ein Zustrom der Extremparteien, ist Protest und von daher ein Abbild der Ratlosigkeit unserer Bevölkerung.
Die alten Parteien haben keine große Zukunft, da sie ein altes Gesellschaftssystem repräsentieren, welches sich selbst überholt hat, indem dem Kapitalismus mit seinen freien Märkten keine Schranken gesetzt und die Natur nachhaltig zerstört worden ist. Die Probleme werden nicht nur durch „Industrie 4.0“ derartig wachsen, dass wir neu über unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben und die Finanzierung und Verteilung nachdenken müssen. Langzeitstrategien müssen erdacht werden. Zukünftige Lösungen werden einschneidend sein. Verlieren müssen fortan die bisherigen Gewinner. Für die Mitte des Volkes soll es wieder besser werden. Eine Unterschicht sollte vermieden werden, da man bei allen sozialen Entscheidungen immer von den Schwächsten unserer Gesellschaft ausgehen muss. Wenn wir es nicht schaffen etwas grundlegend zu verändern, wird es immer mehr arme Menschen in unserem Land geben. Die Unzufriedenheit, Aggression und Krankheitszahlen werden weiter steigen und die Reichen werden weiterhin immer reicher und müssen sich in privaten Viertel mit privaten Schulen und privaten Wachschutz absichern, wie es uns bereits in Amerika vorgelebt wird. Diese Entwicklung kann die absolute Mehrheit des Volkes nicht wünschen.
Wir leben derzeit in einer Arbeitsgesellschaft, wenn es diese aber nicht mehr gibt, weil durch Globalisierung und Digitalisierung 50% der Arbeitsplätze weggefallen sind, was folgt darauf? Die soziale Marktwirtschaft kann uns dabei leider auch nicht helfen, da sie auf Vollbeschäftigung ausgerichtet ist und die Finanzierung durch die Besteuerung von Arbeit vorsieht. Die kommenden Entwicklungen bringen derart neue Veränderungen mit sich, dass sämtliche Systeme der Vergangenheit uns nicht helfen können, diese zu lösen. Wir sollten uns einig sein, dass wir uns neue Konzepte des gesellschaftlichen Lebens ausdenken müssen, doch leider spricht in der Politik niemand über Visionen, von der Umsetzung gar nicht gesprochen. Wir pendeln alle vier Jahre von Wahlperiode zu Wahlperiode ohne das Vorhandensein einer radikalen zukunftsorientierten Strategie.
Die einzigen Langfristigen Ziele mit gesellschaftspolitischer Brisanz kommen aus dem Silikon Valley. So möchte Google unser Leben vereinfachen und uns durch Algorithmen innerhalb einer „Glücksapp“, die uns nach und nach besser kennen lernen als wir uns selbst, zu vielen Glücksmomenten führen. Die App lernt, womit sie und punktuell eine Freude machen kann. Konsum spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Algorithmen sind nicht fantasievoll, sie handeln nach vordefinierten Regeln, dabei wird das Leben erst durch kleine Überraschungen, Abwege und sinnstiftende Erfahrungen wertvoll. Der Mensch hat das Bedürfnis nach Fiktion, er möchte träumen und eigne Ziele verfolgen. Es kann doch nicht ernsthaft eine glücksversprechende Utopie sein, sich sein Leben von einer Software bestimmen zu lassen um Glücksmomente zu generieren. Abgesehen davon, ist es sehr fraglich, ob wir Großkonzernen mit Gewinnmaximierungsabsichten unsere Zukunft überlassen sollten. Immerhin und das sollten unsere Politiker beachten, denkt das Silikon Valley auch über das Wohl des Volkes nach. Es wird Zeit dem eine humanistische gesellschaftspolitische Vision gegenüber zu stellen, die einzig das Wohl für Natur und Mensch zum Ziel hat – unabhängig von wirtschaftlichen Interessen.
Ein erst 250 Jahre altes Gesellschaftsmodell geht zu Ende, denn erst mit der ersten industriellen Revolution kamen Gedanken zum Wirtschaftswachstum auf, welches unser politischen Streben heute maßgeblich bestimmt. Davor gab es andere Gesellschaftsmodelle und mit dem Abschied aus der Arbeitsgesellschaft wird es wieder ein neues System geben und dieses muss eins sein, bei dem die Masse der Bevölkerung nicht durch die Gnade eines unzureichenden sozialen Netzes notdürftig aufgefangen wird. Wie sollte dieses Netz bei einer so hohen Arbeitslosigkeit, die uns mit Industrie 4.0 und der Digitalisierung prognostiziert wird, auch finanziert werden? Die Besteuerung des Staates kann also nicht mehr über die Arbeit erfolgen. Eine Finanztransaktionssteuer wäre dabei u.a. ein probates Mittel der Ablöse. Bisher wurde beschrieben welchen Dingen wir bisher zuviel oder auch gar keine Beachtung geschenkt haben, nun müssen daraus entsprechende Schlüsse gezogenen und diese konsequent in alle Bereiche des öffentlichen Lebens eingearbeitet werden. Hierzu wird versucht die universellen Werte als Entscheidungsgrundlage zu verwenden und Änderungen vorzuschlagen, die dazu dienen dem Volk einen Rahmen für ein gutes Leben zu ermöglichen und damit dem Wohl des Volkes gerecht zu werden. Diese Gedankensammlung hat sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll nur Anstoß bieten, über zukünftige Veränderungen nachzudenken. Bisher hat Geld sämtliche Entscheidungen der zivilisierten Gesellschaften als wichtigste Prämisse bestimmt. Es ging immer primär um Wachstum und Finanzierbarkeit. Wenn man aber nicht das Wohl der Menschen als oberste Entscheidungsgrundlage akzeptiert, dann sollte man wenigsten die Natur als obersten Richtwert heranziehen. Denn nur sie entscheidet über das Überleben der Menschheit – und am Ende auch über Kosten und Geld.