Universelle Werte (depr.)

Möchte man über Werte sprechen, muss man etwas philosophisch über jahrtausendewährende Fragen der Menschheit nachdenken.

Wer spricht heute noch öffentlich über Philosophie? Wer diskutiert über grundlegende Wahrheiten, über Werte? Wer kontrolliert die Einhaltung und Beständigkeit universeller Werte? Genügt das Grundgesetz als Kontrollinstanz? Hört man Politiker ihre Entscheidungen auf Werte gründen oder eher auf Erwägungen wirtschaftlicher Entwicklung?

Philosophisches Denken scheint unzeitgemäß und findet heute kein Gehör. Die Gesellschaft funktioniert.[ref]Adorno: „Philosophen wohnen hinter dem Mond, den die Techniker beschlagnahmt haben.“ (Zeit Spezial „Was ist das gute Leben?, Juni 2013 S.2“)[/ref]  Es ist, als wären alle philosophischen Fragen der Menschheit geklärt, eine Verbesserung nicht notwendig. Jedenfalls nicht notwendig für die führende Riege unseres Parteienspektrums, die dieses System über die Jahrzehnte etabliert hat. Dabei ist in einem ausufernden kapitalistischen System eine Betrachtung der universellen und grundlegenden Werte unserer Gesellschaft unabdingbar. Es sind nicht viele und sie sollten leicht im Fokus der Parlamentarier bleiben können.

Denn nur die Fragen, die sich die Menschheit auf der ganzen Welt seit eh und je stellen, sind von entscheidender Bedeutung, denn nur deren Beantwortung verspricht Hoffnung auf universelle Wahrheiten. Hierbei geht es z.B. um Begriffe wie Würde, Glück, Freiheit, Gerechtigkeit und Natur. Begriffe, die sinnvoller Weise von den Denkern der Nachkriegszeit in den ersten Artikeln unseres Grundgesetzes verankert wurden – also wichtig sind. Völker rund um den Globus und in allen Zeiten erachten diese Werte als zentrale Vorraussetzung für ein gutes gesellschaftliches Leben, weshalb ich diese Werte als universell bezeichnen möchte.

Die universellen Werte sollen die Grundpfeiler und die Ideale eines Staates sein und befinden sich von daher außerhalb eines Pluralismus. D.h. Moral, Lehren, Gesetze, Ideen und Anschauungen müssen von diesen universellen Werten durchdrungen sein. [ref](John Rawls, Politischer Liberalismus – spricht von zentralen moralischen Vorstellungen und „übergreifenden Konsenses“)[/ref]

Es wäre anmaßend so zu tun, als hätte man das bestmögliche demokratische Sozialsystem gefunden oder zu sagen, es gäbe keine Alternative.

Werte bilden die Richtschnur unseres Handelns auf dem Weg in ein gutes und glückliches gesellschaftliches Leben. Normen und die „guten Sitten“, sind konkrete von den Werten abgeleitete Regeln für eine funktionierende Gesellschaft. Der Wert Freiheit findet sich z.B. in der Norm „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“, Artikel 2 des Grundgesetzes.

Fragen nach der Religion oder der Liebe zum Beispiel sind keine universellen Werte und nur am Rande von Belang. Über den Globus verteilt gibt es hierzu die unterschiedlichsten Einstellungen, weshalb sie uns bei der gesellschaftspolitischen Betrachtung nicht dazu dienen, ein Handeln für die Politik unserer Zeit daran abzuleiten. Wir begegnen diesen Werten mit Respekt und Toleranz.

Werte pflegen sich nicht von alleine. Sie ändern sich über die Generationen, werden vom Markt verändert und geraten auch in Vergessenheit. Es kommt zu einem Wertewandel, über den glücklicherweise in neuester Zeit mehr und mehr gesprochen wird. Ein Beispiel: Als der Mensch in der Geschichte wenig hatte, war Bescheidenheit ein hoher Wert, der Respekt und Ansehen einbrachte. Wer heute wenig hat, denkt selten an Bescheidenheit, weil Respekt und Ansehen heute dem gilt, der viel hat. Bescheidenheit widerspricht sich mit dem von der Elite vorgelebten Ideal des unbeschränkten Wachstums durch Konsum. Werte werden manipuliert. Wer konsumiert, wenn alle genügsam und bescheiden wären?

Wirtschaftswachstum ist ein künstlicher Wert des Kapitalismus. Für die Politik und vordergründig zum Wohl des Volkes, da das Heil in einer Utopie der Vollbeschäftigung gesucht wird. Über Wirtschaftswachstum spricht man vermehrt erst seit ca. 60 Jahren. Seit dem unser Wirtschaftssystem existiert also. Menschen können auch ohne Wirtschaftswachstum ein gutes Leben führen. Dem Glück der Einzelnen, dem Wohl des Volkes dient Wirtschaftswachstum in zunehmendem Maße jedoch nicht mehr. Er scheint dem Ziel eher entgegen zu stehen, denn trotz permanenten Wirtschaftswachstums gibt es sehr viele Arbeitslose und die, die Arbeit haben sind mehr und mehr unglücklich.

Das Wohl des Volkes bedingt im Mindesten die Achtung aller universellen Werte. Ohne diese Prämisse ist kein gutes Leben möglich. Für die Einhaltung und Durchsetzung dieser Prämisse ist der Staat verantwortlich. Die etablierten Parteien der Zeit repräsentieren jedoch eine Politik, die für Wachstum und damit für Privatisierung, ausufernde Märkte und herbe soziale Einschnitte steht. Der Staat, unsere drei Gewalten Legislative, Judikative und Exekutive sind dem System Kapitalismus auf Kosten der Bürger erlegen, weshalb eine wertebasierte Kontrollinstanz über der Gewaltenteilung notwendig wird, die Handlungen auf Grund unserer Werte und der guten Sitten beurteilt.

Unser Staat kennt diese Werte schon – es sind gerade die Werte, auf die die „zivilisierte“ Welt so stolz ist und sie gleichsam scheinheilig und totalitär ausnutzt. So zieht er aus den Werten vordergründig Rechtfertigungen für die Missachtung von Menschenrechten und Kriegen. Guantánamo, ohne Verfahren werden dort Menschen seit weit mehr als einem Jahrzehnt festgehalten, zwangsernährt, falls sie in den Hungerstreik treten. Unsere Bürger und Politiker werden von Geheimdiensten überwacht, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dies ist nichts worauf man stolz sein könnte und doch tolerieren und verantworten es genau die Staaten, die ihren Stolz auf die freiheitlichen Werte begründen.

Die Natur

Die Natur ist die Wurzel allen Seins. Ohne Natur gäbe es keine Existenz, daher ist die Natur von höchstem Wert und höchster Wert an sich.

Der Mensch ist als Teil der Natur auch selbst Natur. Wenn dieser kleine Teil aber das für ihn lebenswichtige Ganze gefährdet oder zerstört, ist er krankhaft und schadhaft und gehört vom Ganzen ausgeschlossen. Ähnlich einem Krebsgeschwür, welches auch Teil des Menschen ist, aber dennoch entfernt wird. Der Mensch ist nicht wichtiger als die Natur, weshalb sich der Mensch in Demut und Respekt der Natur unterordnen soll. Alle Entscheidungen müssen mit Bedacht im Sinne der Erhaltung der Natur – unserer Lebensgrundlage – gefällt werden.

Ausprägungen des moralischen Anthropozentrismus sind[ref]http://de.wikipedia.org/wiki/Anthropozentrismus[/ref]:

  • Basic-Needs-Argument: Der Mensch ist als Mensch auf die Natur angewiesen. Die Natur zu schützen ist erforderlich, um die menschlichen Lebensgrundlagen zu sichern.
  • ästhetisches Argument: Die Natur ist einzigartig und für den Menschen unverzichtbar. Von materiellen Belangen abgesehen braucht der Mensch die Natur, um gut und glücklich leben zu können.
  • pädagogisches Argument: Die Natur respektvoll zu behandeln und mit ihr gut umzugehen erzieht den Menschen zu einem friedvolleren und besseren Umgang mit anderen Menschen.

Der Mensch hat sich an den Rand eines nuklearen Krieges gebracht und uns die Klimakatastrophe beschert und ist von daher selbst zerstörerisch. Menschlicher Fortschritt muss daher kritisch betrachtet werden und im Einklang mit der Natur stattfinden. Das der Mensch in der Lage ist, weise und besonnen Entscheidungen im Sinne der Natur zu treffen, hat er bisher nicht unter Beweis gestellt und darf daher auch für die Zukunft stark bezweifelt werden. Entscheidungen müssen im Zweifel für die Natur und gegen den Fortschritt gefällt werden. Egal ob Fracking, Gentechnik oder Atomstrom – Entscheidung, die der Natur zu wieder laufen, da sie durch große Gefahren den Lebensraum unserer Gesellschaft gefährden.

Die Befähigung des Menschen etwas tun zu können, rechtfertigt noch lange nicht es auch wirklich zu tun!

Die Menschenwürde

Die Menschenwürde ist unantastbar und gilt in der Philosophie als unser höchster Wert. Daher steht es so auch im ersten Artikel unseres Grundgesetzes. Aber man spricht nicht mehr über sie, es scheint nicht angebracht, nicht opportun.

Der Soziologe Hans Joas schreibt[ref]Zeit- Spezial: „Was ist das gute Leben?“, Juni 2013[/ref]: „Würde kommt allen Menschen zu. Sie wird nicht durch Leistung erworben und kann nicht verwirkt werden.“ Kant spricht von der „Heiligkeit“ der Würde und fordert bei aller Relativierbarkeit deren unangreifbare – unantastbare – Geltung.

Die Menschenwürde soll selbstverständlich unserem System immanent sein, weshalb ein Nachdenken darüber in unserem Staat nicht notwendig zu sein scheint. Ansonsten müsste man grundsätzlich werden und die Märkte und die Politik beurteilen. Leiharbeiter oder Leibeigener, die Wörter sind nicht weit von einander entfernt – die Entwürdigung der Personen auch nicht. Die Maßstäbe für die Menschenwürde sind heute anders als vor 100 Jahren, weshalb ein Nachdenken darüber zu jeder Zeit und immer notwendig ist.

Die Menschenwürde muss allen Menschen gleichermaßen zu Teil werden und dies über Grenzen hinweg. Wenn wir wissen, dass in Bangladesch Menschen wegen unwürdiger Arbeitsbedingungen umkommen, nur weil sie Kleidung für uns herstellen. Dann hat das auch unseren Staat zu interessieren. Firmen, die das unterstützen und dort produzieren, gehören bestraft. Kleidung von dort verboten.

 

Das Glück

Wenn wir von Glück sprechen, dann denkt man oft an ein fortwährendes persönliches Lebensglück, dass sich uneingeschränkt und immer einstellt. Das wird innerhalb einer sozialen Gemeinschaft schwer zu erreichen sein, weil das eigene Lebensglück unweigerlich mit dem Glück der Mitmenschen zusammenhängt. Um ein glückliches Leben zu erreichen, muss das eigene Leben, sowie das Leben der Gesellschaft mit den universellen Werten übereinstimmen.

Zudem gibt es, gemäß der Lebensqualitätsforschung[ref]Zeit Spezial: „Was ist das gute Leben?, Juni 2013, S.14“)[/ref], über die Kulturen der Welt hinweg einheitliche Bedürfnisse zum Einstellen eines Glücksgefühls. Hierzu zählen Gesundheit, Familie, Freundschaft  und Lebenssinn, die für ein Glücksgefühl notwendig sind. Auch Bedürfnisse, wie Zeit, freie Entfaltung, Kreativität und Muße möchte ich hinzuzählen. Die Glücksforschung spricht bei zwischenmenschlichen Kontakten von mit Drähten verbunden „Resonanzachsen“, die durch Interaktion zum Vibrieren gebracht werden können. Je mehr sie schwingen, desto glücklicher das Leben.

Den Sinn im Leben muss jeder für sich finden. Für den Einen ist es die Familie, die Kunst oder die Firma und für den anderen z.B. die Altenpflege oder die Entwicklungshilfe. Der Staat hat nur die Aufgabe den Rahmen und die Möglichkeiten für die freie Suche zu schaffen. Es gibt Wegbereiter, wie z.B. Toleranz (im Zweifel für den Anderen entscheiden), Hilfsbereitschaft oder Mitgefühl. Die Erfahrung einer ehrlichen Dankbarkeit kann einen Menschen glücklich machen, für viele ist es der Lebenssinn geworden. Gerade auf der Ebene der Sinnerfahrungen zeigt sich, dass die Moral und die damit verbunden Werte ein „Mitspieler des Glücks“ sind. Ebenso zeigt sich, wer mit Solidarität, Gemeinsinn und Respekt handelt, gewinnt etwas Glück.

Ein Staat der sein Volk glücklich machen möchte, hat die Verpflichtung Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen. Dazu gehört auch, dass wieder über Glück gesprochen wird – auch in der Politik – daher diese Schrift.

 

Die Freiheit

Den wahren freien Menschen wird es nicht geben, denn solange man in einer Gesellschaft lebt, solange man mit Vernunft handelt, muss man sich Zwängen unterordnen, die einem entgegen stehen. Es genügt, wenn der Mensch als Individuum vom Grundsatz her frei ist zu Handeln und Fehler zu machen. Hierzu zählen vor allem die Grundrechte, der Rede-, Versammlungs-, Religions-, Reise- und Meinungsfreiheit, sowie das Recht auf frei Entfaltung der Persönlichkeit. Es kommt auf das Gefühl der persönlichen Freiheit und das Maß an Selbstbestimmung an.

Man fühlt sich nicht frei, wenn man sein Leben nicht vollständig in der Hand hat und fremd bestimmt wird. Wie frei eine Gesellschaft wirklich ist, zeigt sich am unteren Ende der Gesellschaftsschichten. Daher sprechen Sie mit „Kunden“ der Jobagentur oder „Harzern“ darüber, wie frei sie in ihren Entscheidungen sind. Was Freiheit für sie bedeutet.

Und sprechen sie quer durch die Gesellschaftsschichten auch über Ängste, denn Angst macht unfrei. Angst belegt uns mit Zwängen. Über Ängste in der Gesellschaft liest und hört man viel. Altersarmut, sozialer Absturz der Mittelschicht, Jobverlust, Terrorismus um nur einige Ängste zu nennen, die uns von Politik und Medien stetig vor Augen geführt werden.

In einer liberalen Gesellschaft leben wir mit einem historisch hohen Maß an Freiheit. Diese Freiheit wird im Sinne des Marktes jedoch mehr und mehr eingeschränkt. Beispiel Privatsphäre: Spätestens seitdem feststeht, dass auch Frau Merkel von der NSA abgehört wurde, wissen wir, wir alle werden auf Schritt und Tritt verfolgt. Kameras werden installiert, Gesetze umgeschrieben, Befugnisse erweitert, biometrische Daten erfasst und unschuldige Bürger abgehört – von Institutionen einer Politik, die sich auf den Wert der Freiheit berufen möchte. Kontrolle macht Angst und steht daher im Konflikt mit der persönlichen Freiheit, es geht nicht beides. Daher halten wir es doch besser mit dem Wert der Freiheit und vergessen die Kontrolle.

Wer seine Bürger in Freiheit leben lassen möchte, der muss loslassen und seine Kinder bzw. Bürger unbeobachtet Fehler machen lassen und falsche Entscheidungen treffen lassen dürfen. Auch wenn sich der Bürger dabei „die Finger verbrennt“. Nur dann lernt, spürt und lebt der Mensch in Freiheit und nimmt sie auch wahr. Dann dürfen wir von einem mündigen Bürger sprechen.

Wer es ernst meint mit der Freiheit, der darf die freiheitlichen Bürgerrechte nicht durch Kontrollapparate einschränken, sondern muss sie erweitern und den Rahmen für ein unbeschwertes Leben schaffen indem man dem Bürger nachhaltig möglichst viele Ängste nimmt. Das ist Zuständigkeit des Staates.

 

Die Gerechtigkeit

Ungerechtigkeit macht unglücklich. Ohne Gerechtigkeit ist ein gutes und glückliches Leben nicht möglich. Gerechtigkeit in einer Gesellschaft bedeutet die Einhaltung von Werten und Normen und die Verteilung von Rechten und Pflichten auf alle Bürger zu gleichen Teilen. Es geht bei der Gerechtigkeit nicht nur um die Verteilung von Gütern, aber um die Schaffung von gleichen Voraussetzungen, Chancen und Absicherungen.

Ungerechtigkeiten gegenüber anderen Werten, wie z.B. der Natur, sind auszuschließen und gehören verboten.

Viele haben festegestellt oder spüren es: Mehr Kapitalismus, mehr Ungerechtigkeit! So einfach diese Wahrheit, so schwierig ein Abwenden vom Kapitalismus. So meint man. Wer aber wirklich dem Wohl des Volkes dienen möchte, der kann nicht länger seine Augen schließen und fordert deshalb weniger Kapitalismus und mehr Sozialismus. Gerechtigkeit muss wieder eine Tugend gesellschaftlicher Institutionen werden.

Es ist nicht gerecht, wenn man von seinem Einkommen 40% Steuern abgeben muss, ein mehrfacher Millionär aber nur 5%. Es ist nicht gerecht, wenn unbekannte Steuersünder für viele Jahre ins Gefängnis kommen und andere, Reiche, sich freikaufen können. Es ist nicht gerecht, wenn große Unternehmen und Banken Staatszuschüsse zur Insolvenzvermeidung erhalten, Tausende kleine und mittelständige Betriebe aber nicht.

Gerechtigkeit muss im Großen bei den Vorbildern, der Elite anfangen um im Volk ein Gespür für das Vorhandensein selbiger zu schaffen. Dies ist Vorraussetzung für ein gutes Leben. Daher ist der Bruch von Gesetzes und die Missachtung der Werte bei den Vorbildern, Prominenten und Großen unserer Gesellschaft von besonderer Schwere.

Gerechtigkeit lässt sich nicht biegen, sie ist unnachgiebig und direkt. Gleiches für Alle.

 

Die Ehrfurcht

Der Ehrfurcht wohnt ein Ideal eine Wahrheit inne, das unser eigenes Streben übersteigt. Daher hat Ehrfurcht auch einen religiösen Charakter. Sie bedingt Respekt, Freundlichkeit, Demut, Toleranz oder auch Vorsicht. Ehrfurcht kann uns Halt geben und helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Aber was ist ehrfürchtig zu behandeln? Zunächst einmal das Leben und die Natur selbst, ohne die es keine Existenz gäbe. Dann natürlich die universellen Werte, die ein gutes Zusammenleben ermöglichen. Dann die Geschichte, die uns lehrend zur Seite steht und natürlich auch die Spiritualität des Menschen, die in unserer hochentwickelten Zivilisation nicht mehr gesellschaftsfähig scheint und neuen Religionen gewichen ist – dem Kapitalismus etwa in Form des Glaubens an die Heilsbringung des Wirtschaftswachstums oder dem Neoliberalismus, dem Grenzen durch die guten Sitten, sprich durch Anstand, Respekt, Mitgefühl, etc. gesetzt werden müssen.

Die Philosophin Susan Neiman schreibt: Wir leben in einem Augenblick, „ in dem der Neoliberalismus selbst religiöse Züge annimmt und uns weismachen will, wir lebten in der besten aller möglichen Welten und zu dieser gäbe es keine Alternative. […] Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, Kindern das Gefühl zu geben, das erwachsene Leben habe einen Sinn, der über die Anhäufung von Konsumgütern hinausgeht, wird scheitern.“[ref]Die Zeit Nr.25,  „Was ist das gute Leben“, S. 20, Juni 2013[/ref]

Wer ehrfürchtig ist, vermeidet Fehler zu machen und bedenkt Veränderungen und Fortschritt zuvor mehrfach. Fortschritt zu entschleunigen ist aber kein Fehler, sondern eine Chance für den Erhalt der Menschlichkeit.

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